Kreis Heydekrug

von Christine Reich und Anna Bartrow

Fundorte mit Ortsakten im Kreis Heydekrug. Grafik: S. Kriesch, Berlin. Kartengrundlage: GIS-Abteilung ZBSA Schleswig. 
Fundorte mit Ortsakten im Kreis Heydekrug. Grafik: S. Kriesch, Berlin. Kartengrundlage: GIS-Abteilung ZBSA Schleswig.

Der Kreis Heydekrug lag im Norden der ehemaligen Provinz Ostpreußen, südlich des Kreises Memel und wurde im Westen durch das Kurische Haff begrenzt. Vom ehemaligen Kreisgebiet gehört der größere nördliche Teil heute zu Litauen und der kleinere Südteil zum russischen Oblast Kaliningrad. Die Landschaft wird durch das Mündungsdelta der Ruß geprägt, an deren Ufern entlang der Mündungsarme sich Bruch- und Moorflächen anschließen.

Für den Kreis Heydekrug gibt es Unterlagen zu 18 Fundorten in ebenso vielen Aktenbänden. Insgesamt wurden 40 Blatt aus 14 Aktenbänden transkribiert, redaktionell bearbeitet und verschlagwortet. Von der Transkription ausgenommen wurden vier Fundorte bzw. Aktenbände, die insgesamt nur acht Blätter enthalten. Es handelt sich dabei fast ausschließlich um maschinengeschriebene Dokumente. Die meisten der 14 Aktenbände mit handschriftlich verfassten Papieren bestehen lediglich aus ein oder zwei bis maximal sechs Blättern. Auch von bedeutenden Fundorten, an denen umfangreichere Untersuchungen stattgefunden haben, hat offenbar nur ein sehr kleiner Teil der Dokumentation den Krieg überstanden.

Zwischen 1898 und 1903 führte Adalbert Bezzenberger mehrfach Ausgrabungen im Gräberfeld von Barwen durch, das von der Völkerwanderungszeit bis in die Wikingerzeit genutzt worden war. In Berlin erhalten geblieben ist jedoch nur ein Plan der ausgegrabenen Befunde der Jahre 1901 und 1902, der in einer Umzeichnung von Linas Tamulynas vorgelegt wurde (Das archäologische Untersuchungsmaterial des Memellandes in der Kartei von Felikss Jakobsons. In: Archaeologia Lituana 9, 2008, S. 150-160, Abb. 2).

Ähnlich reiches Fundmaterial aus den völkerwanderungszeitlichen und früh- bis hochmittelalterlichen Perioden F, G und H erbrachte das Gräberfeld bei Weszeiten, wo schon zuvor, zwischen 1891 und 1893, ebenfalls Grabungen unter der Leitung von Adalbert Bezzenberger stattgefunden hatten. Die rekonstruierte Ortsakte zu Weszeiten enthält lediglich sechs Blätter, darunter Notizen, ein Befundfoto und Zeichnungen. Eine davon, eine qualitätvolle Bleistiftzeichnung aus der Hand Bezzenbergers, zeigt die Funde eines Grabes, das 1895 nach Berlin abgegeben wurde. Auf ein neuzeitliches Gräberfeld aus der Gegend von Heydekrug deuten eine Ringfibel und Teile eines Kompositgürtels hin. Die beiden Fundstücke hatte ein Student namens H. Bratkus 1929 dem Museum gemeldet.

Einen größeren Teil der erhaltenen Dokumente machen Fundmeldungen des Lehrers und ehrenamtlichen Kreispflegers Paul Lemke aus. Meist handelt es sich dabei um Beile und Äxte aus der Steinzeit. Besonders erwähnenswert ist ein Einbaum aus Tramischen, der bereits 1896 entdeckt wurde und Mitte der 1920er Jahre in die Sammlung des Prussia-Museums kam. Zu diesem Objekt finden sich in der zugehörigen Ortsakte Korrespondenz, ein Foto und eine Zeichnung. Darüber hinaus gibt es Beschreibungen und Zeichnungen der Schlossberge von Eydaten, Gaidellen und Jugnaten, die bereits 1825 angefertigt worden waren und vom Prussia-Museum aus den Akten des Landrates übernommen wurden.