Kreis Pillkallen

von Christine Reich

Fundorte mit Ortsakten im Kreis Pillkallen. Grafik: S. Kriesch, Berlin. Kartengrundlage: GIS-Abteilung ZBSA Schleswig. 
Fundorte mit Ortsakten im Kreis Pillkallen. Grafik: S. Kriesch, Berlin. Kartengrundlage: GIS-Abteilung ZBSA Schleswig.

Der Kreis Pillkallen, der 1938 in Kreis Schloßberg umbenannt wurde, lag im Nordosten der ehemaligen Provinz Ostpreußen. Heute gehört das Gebiet zum russischem Oblast Kaliningrad. Die wichtigsten Flüsse sind die Inster und die Szeschuppe. Die Szeschuppe bildet die östliche Grenze des Kreisgebiets zu Litauen und mündet im nördlich anschließenden Kreis Ragnit in die Memel. Im Süden grenzte der Kreis Pillkallen an die Kreise Gumbinnen und Stallupönen.

Für den Kreis Pillkallen gibt es Unterlagen zu 36 Fundorten in ebenso vielen Aktenbänden. Insgesamt wurden 168 Blatt aus 26 Aktenbänden transkribiert, redaktionell bearbeitet und verschlagwortet. Zwei Fundorte wurden bislang aufgrund ihres Umfangs noch nicht abschließend bearbeitet. Von der Transkription ausgenommen wurden zehn Fundorte bzw. Aktenbände, die insgesamt nur 13 Blätter enthalten. Es handelt sich dabei fast durchgängig um maschinengeschriebene Dokumente.

Am umfangreichsten sind die Akten zu den Fundorten Abschruten (K. W.) mit 44 und Pillkallen (Stadt) mit 25 Blättern. Im Band zu Abschruten befinden sich vor allem Korrespondenz, Presseartikel, Fundnotizen und Karteikarten mit Zeichnungen. Das gefundene archäologische Material, darunter Dolche und Speerspitzen aus Knochen, stammt vornehmlich aus der Steinzeit. Der Aktenband Pillkallen (Stadt) besteht ebenfalls aus Fundnotizen und Korrespondenz sowie aus Skizzen und Fotos unter anderem zu bronzezeitlichen Einzelfunden bzw. einer steinzeitlichen Rengeweihstange und dem dortigen Schlossberg.

Auffällig ist die vergleichsweise große Anzahl von Briefen, in denen Einzelfunde aus der Steinzeit vermeldet werden. Dies sind vor allem Beile und Äxte aus Felsgestein, aber auch Feuerstein- und Knochengeräte. Für viele davon sind die Fundstellen in sog. „Kartenwerken“ markiert. Dabei handelt es sich um individuell angefertigte Lageskizzen oder um die Ausschnitte von Messtischblättern, also den historischen topographischen Karten im Maßstab 1:25.000. Ein sehr besonderer Fund ist ein Einbaum, der in Bärenfang entdeckt wurde. Auch er dürfte vermutlich in die Jungsteinzeit gehören. Dagegen kommen in der erhaltenen archivalischen Überlieferung für den Kreis Pillkallen keine Fundstellen vor, die sicher der vorrömischen Eisenzeit, der Römischen Kaiserzeit, der Völkerwanderungszeit oder der Wikingerzeit zuzuordnen wären.

Gut belegt sind wiederum die markanten Wallanlagen, die häufig als „Schloßberge“ bezeichnet werden. Zu mehreren solcher Schlossberge im Kreisgebiet, zum Beispiel in Kleinwarningken, gibt es Zeichnungen und Fotos dieser beeindruckenden Denkmale. Neben einigen kürzeren Fundmeldungen zu Scherben, die auf ordenszeitliche Siedlungen hindeuten, wie etwa in Tulpeningken, gibt es für den Fundort Daynen (auch: Deinen) einen längeren Bericht von Walter Grunert über seine dortigen Ausgrabungen. Dieser Bericht ist offenbar auch in einen publizierten Artikel eingeflossen: Walter Grunert, Die frühgeschichtliche Siedlung bei Deinen, Kr. Schloßberg Ostpreußen. In: Alt-Preußen 8, Heft 3, 1943, S. 6-10. Es ist der einzige erhaltene ausführliche Grabungsbericht für diesen Kreis. Für eine Ausgrabung von Walter Gronau auf einem Gräberfeld in Szameitkehmen im Jahr 1939 hat sich dagegen nur das Anschreiben erhalten, nicht aber der eigentliche Bericht und die Zeichnungen. Deshalb bleibt die zeitliche Zuordnung dieser Fundstelle unbekannt.