Kreis Tilsit

von Christine Reich

Fundorte mit Ortsakten im Kreis Tilsit. Grafik: S. Kriesch, Berlin. Kartengrundlage: GIS-Abteilung ZBSA Schleswig. 
Fundorte mit Ortsakten im Kreis Tilsit. Grafik: S. Kriesch, Berlin. Kartengrundlage: GIS-Abteilung ZBSA Schleswig.

Der Kreis Tilsit lag im Nordosten der ehemaligen Provinz Ostpreußen. Er grenzte im Norden an den Kreis Heydekrug, im Westen an den Kreis Niederung und im Südosten an den Kreis Ragnit. Der nördlich der Memel gelegene Teil des ehemaligen Kreises gehört heute zu Litauen, der südlich gelegene Teil zum Oblast Kaliningrad.

Das ehemalige Kreisgebiet ist geprägt durch den Nord-Süd-verlaufenden Willkischker Moränenkamm, der bis in die Außenbezirke der Stadt Tilsit (heute: Sovetsk, Oblast Kaliningrad) reicht. Der „Berg Rombinus“ bildet mit 46 m den höchsten Punkt dieser Formation. Die Jura, die entlang der Ostseite des Willkischker Höhenkamms in die Memel fließt, bildete die Grenze zum Kreis Ragnit.

Für den Kreis Tilsit gibt es Unterlagen zu 28 Fundorten in 32 Aktenbänden. Insgesamt wurden 306 Blatt aus 21 Aktenbänden zu 17 Fundorten transkribiert, redaktionell bearbeitet und verschlagwortet. Von der Transkription ausgenommen wurden elf Aktenbände zu ebenso vielen Fundorten mit 43 Blättern. Diese sind überwiegend mit Maschine geschrieben und weisen nur einen geringen handschriftlichen Anteil auf, der in der Regel gut lesbar ist.

Besonders umfangreich sind die Aktenbände zu Schilgallen (27 Blatt), Stolbeck (49 Blatt) und zur Stadt Tilsit (40 Blatt in zwei Bänden). Die Akte zu Schilgallen enthält vornehmlich einen Briefwechsel und Verzeichnisse zu einem Münzfund aus dem 17. Jahrhundert n. Chr., aber auch Korrespondenz und einen Presseartikel zu einem Gräberfeld. Die Unterlagen zu Tilsit (Stadt) beziehen sich überwiegend auf Einzelfunde von steinernen Äxten und Beilen. Darüber hinaus gibt es auch Berichte zu Grabfunden am dortigen „Philosophengang“ und in der „Metzstraße“. In der Akte Stolbeck finden sich vor allem Briefe, Berichte und Grabungsdokumentationen zu einer Nekropole aus der Römischen Kaiserzeit. Wie Stolbeck gehörte auch Splitter zum späteren Stadtgebiet von Tilsit. Die Unterlagen zu diesem Fundort bilden mit 144 Blättern in vier Aktenbänden den größten Bestand innerhalb der Ortsakten des Kreises Tilsit. Es handelt sich in erster Linie um Korrespondenz, Berichte, Planzeichnungen und Fotografien zum Gräberfeld von Tilsit-Splitter, das in der Römischen Kaiserzeit, in der Völkerwanderungszeit und im Mittelalter belegt wurde. Zu den Nekropolen und Einzelfunden im Stadtgebiet von Tilsit hat sich Wojciech Nowakowski mehrfach zusammenfassend geäußert (On the Track of the Ancestors of the Scalvians. The Remains of the Migration Period Cemetery at Tilsit. In: Archaeologia Baltica 14, 2010, S. 234-240; Eine vergessene Nekropole an der Memel – das kaiserzeitliche Gräberfeld Tilsit-Splitter. In: Archaeologia Lituana 7, 2006, S. 23-30). Er konnte seinerzeit jedoch nur einen kleinen Teil der Dokumente in die Auswertung einbeziehen.

Dokumente zu Gräberfeldern sind weiterhin für die Fundorte Bendiglauken, Großlompönen und Willkischken vorhanden, häufig aber nur einzelne Postkarten oder Notizen. Für Großlompönen gibt es lediglich einen Plan des Gräberfeldes. Für die übrigen Fundorte im Kreisgebiet finden sich vor allem Fundmeldungen zu Einzelfunden, insbesondere zu Steinbeilen oder Steinäxten. Zu mehreren Burgwällen, wie zum Beispiel dem Rombinus oder dem Schlossberg von Paszelgsten, sind Fotos und kurze Beschreibungen erhalten. Aber auch hier umfassen die rekonstruierten Aktenbände nur wenige Seiten.